Schalenamöben

Weitere längliche bzw. birnenförnige Difflugien

Früher D. bicornis,
ca. 100 µm hoch (ohne die Hörner).
Seppenröth, Österreich
74 µm (ohne Hörner). Ibmer Moor.

Früher Difflugia leidyi ca. 103 µm, (Kollbecksmoor)
unter schiefer Beleuchtung (Kreutz-Filter), so erkennt man besser die fast gläsernen Hörnchen. Die Art ist säureliebend.
Ein weiteres Exemplar, im Durchlicht, im Inneren eine Dauerzyste.
Ebenfalls aus dem Kollbecksmoor.
Die Schalen wirken oft durch angeheftete Fremdkörper sehr bunt.
Blick in die Mundöffnung von D. leidyi.

Zwei durch Xenosomen sehr bunte Exemplare. Links enzystiert.
Durchscheinende, mit Diatomeen bedeckte Gehäuse, enzystiert, mit Baumaterial für die nächste Generation vor der Mundöffnung. Weidmoos.


Difflugia bacillifera

Difflugia bacillifera, 141 µm hoch, IbmerMoor.
Difflugia bacillifera, 167 µm hoch.
D. bacillifera, enzystiert. 184 µm.


Difflugia pyriformis

Die folgenden birnenförmigen Exemplare habe ich noch nicht endgültig klassifizieren können.

(pyrus lat. birne)

Diese mit 313 µm Höhe im Verhältnis riesige Difflugie ist vermutlich  Difflugia gigantea/span>.
Diese D. cf. gigantea ist mit 370 µm noch größer.
Dieses Exemplar schleppte mehrere Tage lang große Quarze rund um die Mundöffnung mit sich herum,
(243 µm ohne die Quarze).
Baumaterial für die nächste Generation?
Pseudopodien
Die obigen D. gigantea aus dem Balksee-Randmoor. Größen von 235 bis 370 µm

Die 320 µm hohe
Difflugia gigantea. Strawiesen, Redltal, Österreich.

Difflugia cf. cylindrus, 220 µm, Kreidesee Hemmoor.
(Syn: Cylindrifflugia oblonga var. cylindrus)


Ebenfalls zum Pyriformis-Komplex gehört die relativ große Difflugia capreolata,
links 260 µm, rechts 245 µm,
Artmerkmal ist der kurze kompakte, oft leicht eingeschnürte Flaschenhals.
(zahlreich im feuchten Sphagnum squarrosum im Balksee-Randmoor).
In der Regel enthalten lebende Exemplare des Pyriformis-Komplexes eine großen Anzahl symbiontischer Zoochlorellen, wie diese 254 µm hohe D. capreolata aus dem Balksee-Randmoor. Die Schalen sind dadurch hellgrün
Das Exemplar untersucht die Deckglasunterseite.
(eine Schärfeebene)

Pseudopodien bei schiefer Beleuchtung.


Mehr über die symbiontischen Zoochlorellen im Kapitel „Systematik“.

Und Penard beobachtete: "Oft findet man [bei D. capreolata] zwei oder drei größere Quarzstücke am Übergang von Körper zum Hals.quot;


e. Die eher ovalen oder kugelförmigen Arten

(bisher keine Komplexe bzw. Untergattungen definiert)


Vermutlich Difflugia lobostoma (=gelappte Öffnung).
 
Die ovale Schale ist 177 µm hoch und mit Quarzkörnern besetzt. Das Plasma wird fast immer durch Zoochlorellen (kleine kugelige einzellige Algen) grün gefärbt, mit denen D. lobostoma in Symbiose leben, und die anscheinend für sie lebensnotwendig sind (E. Penard).

Genanalysen legen nahe, dass D. lobostoma, lithoplites und andere in die Gattung Netzelia gehören sollten.

Difflugia cf. lobostoma (oder Netzelia gramen ?)
94 µm hoch, mit 23 µm großem Kern (unteres Bildchen).


Difflugia lobostoma oder D. lithoplites, 133 µm hoch, Hausteich.
Vermutlich zur Gattung Netzelia.
Difflugia cf. lithoplites, 168 µm breit, Haag, Toteiskessel. Noch nicht altersdunkles, lebendes Exemplar.

Difflugia cf. globulosa, mit Diatomeenschalen bedeckt, oben links 107 µm, Mund 67 µm. Oben rechts 106 µm, unten links 133 µm.
Alle aus dem Kollbecksmoor, dort häufig.

Wilhelm Jung wunderte sich 1936, dass bisher D. globulosa als Testaceen-Leitform der Hochmoore nicht aufgefallen war.
Die Bestimmung der Art ist nicht einfach, es gibt ähnlich große und geformte Spezies in anderen Gattungen. Das Verhältnis Mundöffnung zu Durchmesser variiert.

Difflugia cf. lithophila, links 96 µm, rechts 113 µm, Wiesengraben, Balksee-Seemoor.
[Unklar, siehe Infobox ganz unten]



Difflugia cf. lithophila, 83 µm hoch
70 µm messendes Exemplar
83 µm breit, Mund 45 µm
Diese mit Quarzpartikeln bedeckt.
Unidentifizierte 70 µm kleine Difflugie, möglicherweise D. penardi (syn. fallax).

Difflugia geosphaira, Syn. D. louisi,
links 65 µm hoch, 59 µm breit, Öffnung 26, rechts 51 µm breit, Öffnung 32 µm.
Regelmäßige Kugel, deutlicher Wulst um die große runde Öffnung.
Fehlt im Umfeld geeignetes Baumaterial, wird die Schale wie hier ohne Xenosomen hergestellt. (beide Exemplare Balksee-Seemoor)

Difflugia brevicolla, Weidmoos. 90 µm hoch.
[Unklar, siehe Infobox ganz unten]
D. brevicolla, 92 µm hoch,
Ibmer Moor.
[Möglicherweise D. binucleata,
siehe auch Infobox ganz unten]
D. binucleata, 96 µm, Wiesengraben, Balksee-Seemoor.
Difflugia cf. binucleata, 100 µm, Rhön, Schwarzes Moor.
[Unklar, siehe Infobox ganz unten]
Die zwei Zellkerne, Präparat von E. Penard.
Photo by Thierry Arnet - This document was created as part of the Pénard project, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=40498125


Difflugia urceolata gehören zu den größten Difflugien. Dieses Exemplar von der Kitzbüheler Paradieswiese ist ca 250 µm hoch, ca. 230 µm breit.

Es weden auch längliche, amphorenartige Formen erwähnt. Meine Exemplare waren alle kugelig.

Blick in die Öffnung eines 235 µm hohen Exemplars, aus dem Ibmer Moor.


Pseudopodien


Zusammen mit zahlreichen kugeligen Exemplaren fand ich im Ibmer Moor Exemplare mit einigen kleineren Hörnern. Leidy nannte diese Variante Difflugia urceolata var. olla.

Difflugia rubescens
Syn.: Pseudonebela rubescens.

Difflugia rubescens, 85 µm hoch,
im Plasma zahlreiche ziegelrote Körnchen, wahrscheinlich ein Verdauungsprodukt.
(Hl. Meer Gebiet).




Die rötlichen Körnchen treten manchmal aus der Schale und in die Basis der Pseudopodien. (Exemplare aus Österreich)

Difflugia rubescens saugt Closterium aus. Das Gehäuse ist besonders transparent.

D. rubenscens, 78 µm, Redlbach.
Schief beleuchtet, Stack aus zwei Ebenen.
Deutlich die farbgebenden Körnchen.
75 µm hohe, 50 µm breite leere Schale aus dem Ahlenmoorer Torfmoosfeld.

Pseudonebela africana

Die sehr ähnliche, aber mit 150 µm wesentlich größere Pseudonebela africana aus dem Ahlenmoor. Soweit mir bekannt, ist dieses Exemplar der Erstfund für Deutschland.
Enzystiertes, 141 µm hohes Exemplar aus dem Ibmer Moor, schief beleuchtet.
Oben viermal: Mundöffnungen der großen Pseudodifflugia africana-Variante.
Häufig fand ich um die Mundöffnung herum kugelige, ca 13 µm große Xenosomen (s. oben rechts und unten), vermutlich kieselige Goldalgen-Zysten.



Zwei sehr transparente Exemplare aus dem Ibmer Moor. Links 133 µm hoch,
rechts 138 µm hoch, beide mit angehefteten übergroßen Diatomeenschalen.

Ohne das rote Innere könnten sie mit Difflugia bacillifera verwechselt werden, allerdings sind deren Schalen in der Regel nicht so bauchig-birnenförmig.
Altersdunkles, leeres Exemplar aus dem Ibmer Moor, Größenverhältnis ist mit 126/83 µm arttypisch ca. 1,5:1.
Ohne das rote Innere könnten sie mit Difflugia bacillifera verwechselt werden, allerdings sind deren Schalen nicht so bauchig-birnenförmig. Größenverhältnis hier eher 2,5:1.

Difflugia rubescens und (hier) Pseudonebela africana ernähren sich von Grünalgen, bevorzugt saugen sie Closterien aus. Im zweiten Foto vergewissert sich eine Pseudopodie, dass das Algengehäuse leer ist.
Zwischen den beiden Aufnahmen liegen 24 Minuten.


Teilung, jede Hälfte 147 µm.
Links die etwas altersdunklere Mutterzelle.


Difflugia rubescens und Pseudonebela africana -
Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Eugène Penard beschrieb und benannte 1902 als erster die Art Difflugia rubescens wie folgt: 58 bis 60 µm, eine zweite Form 83 bis 90 µm hoch. Das farblose Plasma gefärbt durch 'schöne' rote [beau rouge-feu] Körnchen. Die Schale transparent, teilweise bedeckt mit Diatomeenschalen oder anderen Fremdkörpern. Beschreibung später erweitert: 65-105 µm. Öffnung rund mit zahnartig gelapptem Rand [Ogden].


1953 entdeckte, beschrieb und benannte Lucienne Gauthier-Lièvre die neue Art Pseudonebela africana. Fundort Burkina Faso und Senegal, 90-100 µm hoch, Unterseite abgeschnitten, rund, Pseudostomrand mit 3 bis 5 Zähnen - kreuz- bzw. kleeblattförmige Öffnung, Schale transparent, mit runden Schuppen nebelaartig (daher Pseudonebela) verstärkt. L. Gauthier-Lièvre fand keine lebenden Exemplare; rote Körnchen im Plasma dieser Funde sind daher nicht bekannt.

2011 berichteten Daniel J.G. Lahr et. al. über Funde von P. africana aus mehreren Fundstellen in Zentral- und Südwest-Brasilien, welche der afrikanischen Beschreibung entsprechen, Größe Durchschnitt 86.6 ± 5.9 µm. "Pseudonebela africana is characterized by an aperture that is cross or clover-shaped, due to the presence of apertural denticles or lobes. This distinctive characteristic makes P. africana easily identifiable even by non-specialists".

2012 wurde ein P. africana-Fund aus Florida berichtet (~ 70 µm), 2015 einer aus China (115 µm). [Maße: Florida: aus Foto geschätzt, China: laut arcella.nl] Keine weiteren Einzelheiten über diese Funde bekannt.

2014 fanden sich in Österreich ebenfalls Difflugien,welche als P. africana identifiziert wurden. Die transparente Schale bedeckt mit Diatomeenschalen und/oder anderen Fremdkörpern, Plasma durch rote Körnchen gefärbt. Man fand zwei Größen: 85-90 µm hoch mit der von Gauthier-Lièvre beschriebenen Pseudostomform, und 134-140 µm hoch mit mehrfach gelapptem Pseudostomrand.

Meine Exemplare aus dem Ahlenmoor und dem Ibmer Moor waren bis 150 µm groß. Für beide Arten vergleichbare Wasserwerte, zirka: Ahlenmoor: pH 4,3, eL 90 µS, Ibm: pH 3,9 eL 60 µS. Ich fand aber nie beide Arten in der gleichen Probe.
Eine Besonderheit habe ich bei meinen Exemplaren beider Arten beobachtet, die auch schon 1929 Cash & Wailes beschrieben hatten: Bei Störung zieht sich das Plasma aktiver Exemplare sehr schnell in den oberen Teil des Gehäuses zurück.

Neu ist diese große Variante: Weit größer als die bisherigen, Pseudostomrand mit vielen Wellen. Meine obigen Funde aus dem Ahlenmoor und dem Ibmer Moor fallen in diese Gruppe.

Variationen der Art Difflugia rubescens oder eine separate Art?



Unbekannte Difflugie:

In einer Probe aus dem Schwarzen Moor, Rhön, fand ich 2020 diese unbekannte Difflugie.

Mein Musterexemplar:

Schale nahezu kugelrund mit deutlich abgesetztem Hals. Meist dicht mit großen Quartzen oder Diatomeen bedeckt, oft besonders der Fundus und/oder der Hals. Die gelbliche eigentliche Schale fast völlig damit bedeckt.

Maße: Höhe 89 - 100 µm,
Breite 75 - 90 µm,
Mundöffnung 33 - 54 µm.

Einige weitere Beispiele: