Schalenamöben

Galeripora dentata

A. dentata

Eine der schönsten Arcellina ist A. dentata.

Die gezeigten Exemplare fand ich in einem Torfmoospolster (Sphagnum squarrosum) am Wasserspiegel eines Tümpels in einem Birken/Erlenbruch (Balksee-Randmoor).

Von schräg unten (rechts) und schräg oben (Bild unten) gesehen zeigt sich die Krönchenform.





Kurz nach der Teilung sind die Tochter-Gehäuse der Arcella nahezu farblos durchscheinend, und lassen einen besseren Blick auf Schalenstruktur und Innenleben zu.

Gelegentlich entstehen bei der Teilung Modifikationen der Mutterform.
Bilder unten: obere Reihe rechts sind zwei Dornen verschmolzen, links oben und unten wurden Dornen krumm ausgebildet. Bei diesen beiden Exemplaren sind die Dornen auch kürzer und nicht so zugespitzt wie beim obigen Musterexemplar.
Mitte rechts: hier behinderte wohl ein Fremdkörper die Ausbildung aller Zähne.
Vielecke ohne Dornen kommen vor, wie ganz unten links gezeigt.
Die meisten meiner Exemplare waren aber perfekte Sterne.
Unten rechts: Großes Exemplar aus dem titoler Mittermoos

(Siehe dazu Kapitel Vermehrung).


R. W. Hegner (1918): „It varies in diameter from 73 microns to 150 microns [gemessen ohne Zähne] and in spine number from 7 to 20.“ Die Merkmale werden mit geringfügigen Abweichungen an die nachfolgenden Generationen weitergegeben. Große Unterschiede können aber zwischen verschiedenen Abstammungslinien bestehen.
Eine weitere Erkenntnis: größere Schalen haben in der Regel mehr Zähne.
Wie viele torfmoosliebende Testaceen finden sich dentata in den Blattachseln untergetauchter Äste.


 

Amöben und viele andere süßwasserbewohnende Einzeller haben ein gemeinsames Problem:

Osmose!

Wasser hat das Betreben des Ausgleichs zwischen durch halbdurchlässige Membrane getrennte Bereiche geringerer, und Bereichen höherer Konzentration an gelösten Salzen [halbdurchlässige = semipermeable Membranen lassen Wasser durch, aber nicht darin gelöste Salze].

Zellmembrane sind semipermeabel. Die Sättigung des Plasma liegt über der des Umgebungswassers, daher wird ständig Wasser in den Organismus aufgenommen. Zum Abtransport dieses überflüssigen Wassers dienen die kontraktilen Vakuolen. Diese vergrößern sich, nehmen dabei das überflüssige Wasser aus dem Cytoplasma auf und geben es in regelmäßigen Abständen nach außen ab.

Auf dem Foto sieht man am Plasmarand viele, sich zum Teil gerade entleerende kontraktile Vakuolen.


Die meisten Arcella besitzen zwei Zellkerne, es gibt aber Arten mit bis zu 200 Kernen.
Bei dieser A. dentata sind zwei Zellkerne fast gegenüberliegend bei 1 und 6 Uhr zu erkennen, sie sind arcellatypisch von einem durchscheinenden (hyalinen) Bereich umgeben (Spiegelei).



Bei Bedarf bilden Arcella in ihrem Cytoplasma Kohlendioxydbläschen, mit deren Hilfe sie sich bei ungünstiger Lage vom Untergrund lösen können; siehe diese Fotoserie:

1.
2.
3.
4.

Bild 2 bis 4 sind aus einer Videosequenz, daher die mangelhafte Qualität.



Meine ersten Exemplare stammten ab Mai 2014 aus einer Torfmoosprobe vom Wasserspiegel eines Tümpels im Balksee-Randmoor (der in früheren Jahren scheinbar dentata-frei war).

Wie die folgende Statistik aus dem August 2014 (sortiert nach Breite über Alles) zeigt, sind meine Exemplare recht homogen in Größe und Anzahl der Zähne, verglichen mit Hegners Variationsbreite (weiter oben):




Grafisch aufbereitet:
x = Durchmesser ohne Zähne, y = Anzahl Zähne

Im Oktober/November 2014 gab es eine wahre Explosion. Verschiedene Gräben und Wiesenteiche wiesen jetzt A. dentata in größerer Zahl auf. Es fällt auf, dass unter den neueren Exemplaren vermehrt solche mit stark abgerundeten, fast fehlenden Stacheln befanden.

 
2017, gleiche Fundstelle, rechts lebend, beide gestackt und gestitcht.

Arcella dentata, 148 µm mit, 128 µm ohne Zähne gemessen. Kloster Seeon.
Sehr großes Exemplar.