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Lebensraum
Steller beschrieb, daß das mit vielen Felsen und rauen Klippen bedeckte Watt der Nordwestküste bei Ebbe bis zu fünf Werst (ca. 5 Km) weit trocken fiel.
Meist hielten sich die Seekühe während des Hochwassers nahe am Ufer auf. Bei einsetzender Ebbe entfernten sie sich etwas von Ufer, um nicht zu stranden. Sven Waxell beschreibt*)in Büchner 1891, S. 23:
"Es kompt nimmer auf truckene lande, gehet auch niemahlen Vom lande weit ab, sondern wenn Ebb Zeit ist, hält sie sich ein wenig ab, damit sie nicht Betruchen*)stranden werde, so bald aber die Fluut ankommet nähet sie sich wieder am lande, und Empfahnt seine nahrung."
Besonders gern sammelten sich die Tiere über sandigem Grund vor den Mündungen der zahlreichen Flüsschen. Möglicherweise tranken sie das Süßwasser zur Regulierung ihres Salzhaushalts.
Nicht völlig geklärt ist die spannende Frage:
Konnte die nordische Seekuh tauchen?
Steller schrieb dazu:
"Rücken und die Hälfte der Leiber [sind] allezeit über dem Wasser zu sehen ... denn das Thier kann in der Wassertiefe nicht dauren".
In keiner der wenigen Augenzeugenberichte wird je erwähnt, dass das Tier ganz untertauchte, selbst wenn es verfolgt wurde oder harpuniert war. Sven Waxell berichtete*)in Büchner 1891, S. 24:
... dasz sein Rücken allezeit zu sehen ist, weil mehr Seagrasz näher am lande ist, als in der diepte.
Wenn man annimmt, dass das Tier wegen seines niedrigen spezifischen Gewichts überhaupt nicht abtauchen konnte, hätte eine solche ausschließlich halbgetauchte Lebensweise eine Reihe von Vor- und Nachteilen geboten:

VorteileNachteile
Das Tier konnte bequem die Algen im sicheren Flachwasser abweiden,
Möwen konnten sie von Parasiten befreien,
der Rücken konnte Sonnenwärme aufnehmen
Nahrungsquellen im tieferen Wasser waren unerreichbar,
Flucht durch Abtauchen nicht möglich.

Es ist schwer vorstellbar, dass in Anbetracht dieser gravierenden Nachteile die Fähigkeit zu Tauchen im Verlauf der Evolution völlig verlorengegangen sein soll.
Domning hält es für denkbar*)1978, S. 130f, dass die Tiere zwar die halbtauchende Schwimmlage weitgehend bevorzugt haben, jedoch ausnahmsweise bei 'Bedarf' [Hunger] durch Ausatmen ihr spezifisches Gewicht 'absichtlich' (fakultativ) doch reduzieren, und abtauchen konnten.



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