Wie intelligent sind Dugongs?

über Dugongs, die die Nähe von Menschen suchen
----
Untersuchungen lassen schließen, daß sie intelligenter sein könnten, als bisher vermutet.

1. Sinai

der Beginn einer wunderbaren Freundschaft
Dugongfoto V or vielen Jahren tauchten wir vor der Küste des Sinai. Plötzlich war er da, hinter uns, neben uns, um uns herum. Etwa 3 Meter lang, rundlich. Das Gesicht wirkt freundlich, schmunzelnd, wie bei einem Delfin. Er schwimmt von uns fort, anscheinend fordert er uns auf, zu folgen. Er ist schnell, verschwindet im Blau und kommt aus anderer Richtung zurück. Er bleibt bei uns, bis unsere Preßluft alle ist, folgt uns bis ins flache Wasser.

Es war unser erster Dugong, wir kannten ihn nur aus Büchern. Und es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Was hatten wir da im einzelnen beobachtet?

  • Der Dugong bewegt sich mit Hilfe seiner DugongfotoSchwanzflosse voran. Jeder kräftige Abwärtsschlag gibt ihm einen Schub voraus, der Bewegungsablauf wirkt wellenförmig, flüssig und elegant, und sehr kraftvoll, es erinnert an einen großen Hund, der über eine Wiese tollt.

    Zum Richtungswechsel dreht er den Oberkörper in die gewünschte Richtung und hilft mit den Armflossen nach.

    Dieser Bewegungsablauf hat sich wohl entwickelt aus dem Galopp seiner vierbeinigen Urahnen.


  • Wir sahen nie, wie er zum Atmen zur Oberfläche schwamm. Vielleicht tauchten wir zu nahe am Ufer, und er schwamm immer erst ein wenig ins blaue Wasser hinaus, bevor er auftauchte?
     
  • Er suchte unsere Nähe. Warum und wozu?Dugongfoto
    • Fühlte er sich einsam?
    • War's der Geschlechtstrieb?
    • Oder erkannte er nur eine gewisse Säugetier-Verwandtschaft?
    • Waren wir lediglich eine willkommene, interessante Unterbrechung des Tages?
    • Nimmt er genauso mit Delphinen Kontakt auf?

D erartige Kontaktaufnahmen werden interessanterweise nur berichtet aus Gegenden, in denen Dugongs sehr vereinzelt vorkommen.

Dugongfoto

Aus der Shark Bay dagegen, in der 10.000 Dugong leben, beschreibt Paul Anderson die Dugongs als eher scheu. "Nur wenn sie nicht durch Motorenlärm oder schnelle Bewegungen irritiert werden, nähern sie sich einem Boot oder Schwimmer, und schwimmen weiter, wenn ihre Neugierde befriedigt ist."





2. El Qseir

man trifft sich ...
El Qseir Dugong Torfa Tany, südlich von El Qseir, an der ägyptischen Ostküste. Sobald Taucher von Boot ins Wasser springen, nähert sich aus dem Blau ein Dugong, umschwimmt die Taucher, betrachtet sie ausgiebig und dreht ab, wenn Fotografen und Filmer ihm zu sehr auf die Pelle rücken.

In dieser Bucht soll es übrigens zwei menschenfreundliche Dugong geben. Nördlich von Marsa Alam, in der Bucht Marsa Abu Dabbab, taucht ebenfalls regelmäßig ein vielfotografierter Dugong auf.

Das erinnert an das, was Paul Anderson weiter oben beschrieb. Diese Tiere haben anscheinend die Taucherbesichtigung fest in seinem Tagesablauf eingebaut.



3. Vanuatu

drei seltsame Dugongs
V anuatu, die ehemaligen Neuen Hebriden, wenig entwickelter Staat aus 82 Inseln, ist der östlichste Zipfel des Dugong-Lebensraums. Drei dort lebende Dugongs sind Berühmtheiten:

Briefmarke

I n der Resolution Bay auf Tanna haben sich seit 1970 Dugongs an die dort lebenden Fischer angeschlossen. Seit 1988 hat hier ein einzelnes Männchen seinen festen Wohnsitz. Der Dugong von Tanna starb im Dezember 2002.Er kommt angeschwommen, wenn die Dörfler mit dem Paddel auf's Wasser klatschen. Ben Cropp beobachtete, wie er 'seinen' Menschen Schildkröten als Geschenk an Land brachte. Schwimmer umarmt er mit seinen kräftigen Vorderflossen.

Inzwischen kommen regelmäßig Touristen dorthin, um mit dem Tier zu schwimmen. Diese Aufmerksamkeit ist ihm in den letzten Jahren lästig geworden, und er reagiert häufiger aggressiv. Er hat schon Schwimmer angestoßen und aus dem Wasser hochgehoben. Sogar Schildkröten hat er schon wütend in die Luft geschleudert. Die Dorfkinder dürfen aber weiterhin unbehelligt mit ihm spielen.
Briefmarke

N ach Epi kommen nicht so häufig Fremde. Daher ist der dortige Einzelgänger umgänglich geblieben. Zwei kanadische Damen haben ihn in den frühen 80er Jahren an sich gewöhnt, seitdem mag er Menschen. Er läßt sich anfassen und tätscheln. Wenn ein Schnorchler unter Wasser mit dem Kopf wackelt, tut er das gleiche. Er imitiert den Menschen.

Wenn Schwimmer einen Fisch harpunieren wollen, drängt er sich zwischen Jäger und Opfer und vereitelt so den Jagderfolg.

Briefmarke

D er Dugong von Loh eilt ebenfalls herbei, wenn die Einheimischen mit dem Paddel aufs Wasser schlagen. Er läßt die Dorfkinder auf sich reiten.



4. Folgerung

D as waren belegte, anekdotische Einzelbeobachtungen. Man könnte aus ihnen schließen, dass das Tier eine höhere Intelligenz besitzt, als die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse, und die Größe und Ausbildung des Gehirns (nur 0,1% des Körpergewichts, Mensch 2.1%, Delfin 0,9%) vermuten lassen. Es ist möglicherweise bedeutsam, daß alle hier beschriebenen Individuen (sofern das Geschlecht überhaupt bestimmt wurde) vereinzelte Männchen sind.

Paul Anderson schreibt dazu: "Neuere Untersuchungen des Manatee-Gehirns lassen schließen, daß sie, und (durch Extrapolation) auch Dugongs, intelligenter sein könnten, als bisher vermutet."

Und Dr. Roger Reep: "Statt zu sagen, Manatees haben ein verhältnismäßig kleines Gehirn, sollte man es so ausdrücken: Sie haben einen verhältnismäßig großen Körper ... Es bedeutet nicht, daß Manatees ein dumpfes Leben führen, es ist nur eben ziemlich unkompliziert."

Siehe auch:





5. Quellen

  • Anderson, P. 1991-92. 'Sea Pigs of Shark Bay'.
    CALM Landscope, 7 (2): 24-27.
  • Sirenews 30, October 1998
  • 'Dugong or not' - Scuba World Mai 1993
  • 'Zarte Bande' - Tauchen Sept. 95
  • Scuba Diver Dez. 96
  • Die Briefmarken sind aus dem 4er Block, den Vanuatu und der WWF im Jahr 1988 herausgebracht haben.
  • El Qseir Photo: Matthias Janneck.





Fotos Gisela Rothauscher