Schalenamöben

Gattungen Arcella und Galeripora

Im Jahr 2021 erarbeiteten Ruben Gonzales Miguens et al. eine neue Systematik der Gattung Arcella, unter Hinzuziehung der genetischen Verwandtschaft, der Morphologie und der Ökologie und begründeten die neue Gattung Galeripora. Siehe weiter unten!



Die bei ganz jungen Arcella durchscheinende Schale erlaubt Einblicke in den Körperbau, die bei älteren Exemplaren und bei anderen Testaceen-Gattungen nicht so gut möglich sind.
Die obige aktive Arcella (vulgaris?) streckt zahlreiche Pseudopodien aus der Schalenöffnung.

Das Foto zeigt, dass der Plasmakörper das Gehäuse nicht ausfüllt, er ist durch zahlreiche sogenannte Epipodien in der Schale aufgehängt. Der Kreis in der Mitte ist das Pseudostom, die Mundöffnung auf der unteren Seite der Schale. Durch sie treten die Pseudopodien, die Scheinärmchen aus der Schale, zur Fortbewegung und zum Ergreifen der Nahrung.

Zwei schön strukturierte Schalen:

Die sechseckige Wabenstruktur kommt in der Natur häufig vor. Ihre Anwender „haben damit die nahezu optimale Form gefunden, derartige Zellen zu bauen - von allen möglichen lückenlos anreihbaren Zellformen haben sechseckige das beste Verhältnis von Wandmaterial zu Volumen.“
(Aus Wikipedia)
Harald Netzel beschrieb 1980, dass die Oberflächenwaben der Arcella-Gehäuseoberfläche aus Bauelementen, den „thekagenen Grana“ (schalenbildende Körnchen) gebildet werden die (vergleichbar mit Idiosomen) vor der Teilung in der zukünftigen Mutterzelle gebildet und gelagert wurden.
Das Innenleben einer 80 µm große Arcella bei schiefer Beleuchtung (Kreutz-Blende).
Zwei Zellkerne (K) und vermutlich die von Netzel erwähnten thekagenen Grana (G) im gesamten äußeren Bereich des Plasmakörpers.
67 µm große Arcella. Zellkerne bei 1 und 7 Uhr, pulsierende Vakuolen bei 2 und 5 Uhr.

 


Arcella-Arten sind in der Lage, sich durch den Einsatz von Gasblasen in eine günstigere Position zu bringen.




Deflandres Versuch eines Stammbaums der Arcella (1929),
mit meinen Zufügungen.


Neue Systematik der Gattung Arcella

Im Jahr 2021 erarbeiteten Ruben Gonzales Miguens et al. eine neue Systematik der Gattung Arcella, unter Hinzuziehung der genetischen Verwandtschaft, der Morphologie und der Ökologie (when the ecology rules the morphology).

Das Ergebnis ist eine völlige Umstellung der Systematik, der Einrichtung einer neuen Gattung und neuer Art-Einordnungen.

Nach der neuen Einordnung sind die Gruppen Carinatae (in der Deflandre-Zeichnung oben) und Aplanatae (oben rechts) genetisch eindeutig getrennt von den übrigen Arcella. Morphologisch besitzen sie alle einen Porenkranz um die Mundöffnung und zum Teil eine Proteinschicht über der wabenförmigen Matrix. Sie wurden in die neue Gattung Galeripora (Helm-Poren) verschoben.

In der Gruppe Aplanatae finden sich die uhrglasförmigen Galeripora discoides und G. megastoma, dazu eine Reihe neuer (neu einsortierter) Arten. Aus der sphagnophilen Carinatae-Gruppe findern sich weiterhin G. artocrea, G. catinus G. arenaria und G. dentata, sowie eine Reihe neuer (neu einsortierter) Arten.

Weiterhin zu den Arcella werden die mehr oder weniger halbkugeligen A. vulgaris und der Gibbosa-Komplex. Dazu eine Reihe neuer (neu einsortierter) Arten. Nicht in die Arbeit einbezogen wurden Deflandes Altea-Gruppe (rechts oben), da sie nicht in der "Western Palaearctic Region" vorkommen. Das gilt allerdings nicht für A. mitrata, die wohl eine Arcella-Art bleibt.