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Entdeckungsgeschichte - die Rückkehr
Am 11. August war das etwa 13 Meter lange Schiffchen fertig und wurde ebenfalls auf den Namen „St. Peter“ getauft. Nun konnte der Mast aufgestellt und Vorräte an Bord gebracht werden. Am 13. August stach die Nußschale mit den 46 eng zusammengedrängten Überlebenden*)von ursprünglich 76 Mann  in See.
Sehr zu seinem Bedauern hatte Steller aus Platzgründen den größten Teil seiner wissenschaftlichen Sammlerstücke zurücklassen müssen, unter anderem ein Seekuhskelett:
„Ich bereitete nur das Gerippe eines Kalbes von der Art dieser Meerkuh; nahm davon die Haut mit ihrer Oberhaut, stopfte sie mit Gras aus, und wollte sie mitnehmen. Weil ich nun sahe, daß der Kahn zum Fortbringen allzu klein war, so gedachte ich nur einzelne Stücke mit fortzubringen: aber auch dass gieng nicht an*)1753, S. 93 - Er konnte nur zwei Kauplatten und seine Aufzeichnungen mitnehmen.“
Am Abend des 27. August 1742 lief das Schiffchen endlich im Hafen von Petropawlowsk auf Kamtschatka ein, wo man die Geretteten bereits für tot erklärt und ihren Besitz aufgeteilt hatte.

Steller nutzte den erzwungenen Aufenthalt auf der Insel zur Beobachtung und Beschreibung der Tierwelt der Insel und verfasste dort sein bekanntestes Werk 'de Bestiis marinis' (in der deutschen Übersetzung 'Beschreibung von sonderbaren Meerthieren'), in welchem er ausführlich vier dort vorkommende Meeressäuger behandelte.
Dabei ging er bei der Beschreibung der Seekuh von zwei, wie wir heute wissen, falschen Voraussetzungen aus:
  1. Steller hatte die Berichte des englischen Piraten und Weltumseglers Dampier aus dem vorhergegangenen Jahrhundert über die Seekühe der philippinischen und karibischen Küsten gelesen. Er glaubte, dass seine neuentdeckte Seekuh identisch mit diesen Dugongs und Manatis sei. Er fühlte sich also nicht als ihr Entdecker und Erstbeschreiber. Allerdings beurteilte er alle vorausgegangenen Beschreibungen der Meerkuh als "verstümmelt, unvollkommen, und das meiste erdichtet und falsch*)Meerthiere,
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    ".
  2. Außerdem durfte er davon ausgehen, dass nach ihm weitere Naturforscher Gelegenheit haben würden, das Tier zu sehen und weiterführende Untersuchungen vorzunehmen.
Inzwischen war in Moskau Elisabeth I Zarin geworden. Unter ihr bekämpfte der Universalgelehrte Lomonossow den Einfluss der Ausländer in der russischen Wissenschaft.
So wurden z. B. die Verdienste Berings herabgewürdigt; Tschirikow*)Kapitän der St. Paul, unter Berings Oberbefehl allein wurde die Ehre zugesprochen, Alaska entdeckt zu haben. Viele deutsche Wissenschaftler verließen Russland.
Statt der Stellerschen, wurde Krascheninnikows*)Stellers wissenschaftlicher Assistent Beschreibung Kamtschatkas das Standardwerk. Hier ist wohl ein Grund dafür zu suchen, dass in russischen Archiven Stellers Berichte so schwer zu finden sind.


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